Der chilenische Musiker Marco de Lahuén Foto: Ingo Schneider
Marco de Lahuén, dessen Name im Pass Marco Antonio Arias Artoga lautet, hat Wurzeln in Europa. Seine Urgroßeltern stammen aus dem Elsass und aus Heidelberg. Lahuén ist sein Künstlername und der Name des Landes, auf dem heute die Finca der Familie in Chile steht. "Ich bin kein Mensch für Routine, nicht programmiert, alles ist geschehen", versucht Lahuén sein Lebensmotto zu fassen. Eines aber steht felsenfest: Er hat sich für die Musik entschieden und dafür, in der Nähe seines Sohnes zu leben, der jetzt 17 ist.
"Para siempre (für immer)" lautet der Titel seiner ersten professionell aufgenommenen CD. Vorwiegend Eigenkompositionen und Arrangements bekannter südamerikanischer Songs wie etwa "Malaguena Salerosa" hat de Lahuén mit seiner sechsköpfigen Band eingespielt. Jetzt arbeitet er gerade an einer Live-CD in Kooperation mit dem Südwestrundfunk. Dann geht’s nach Russland für fünf Auftritte, die sich aus Kontakten in einem Sprachkurs ergeben haben. Mit Auftritten in der Region – oft als Benefizveranstaltungen – arbeitet der Künstler voller Energie an seiner Karriere. Aus seiner Wohnung muss er Ende Juli raus. Marco de Lahuén legt mit einem Lächeln seine Gitarre zur Seite. Es wird sich ein Platz für ihn finden, davon ist er überzeugt. Er will in Freiburg bleiben: Para siempre – für immer, wenn’s geht.
Para Siempre, oder: für immer bleiben
LEUTE IN DER STADT: Der chilenische Musiker Marco de Lahuén ist mit starker Stimme unterwegs.
Die Wände der Wohnung direkt neben dem Lorettobad sind mit Teppich gepolstert, Eierkartons wurden hinter Boxen getackert, Schlagzeug und Gitarren füllen den kleinen Raum. Mittendrin sitzt Marco de Lahuén und intoniert eine seiner Kompositionen. Die Stimme des chilenischen Musikers ist kraftvoll und facettenreich, der musikalische Stil verbindet Traditionelles mit rockigem Pop. Gitarrensoli und Bläserensembles unterbrechen das Vorwärtstreiben der Stimme zum Refrain.
Sein Leben ist bunt. Die Geschichte seiner Familie war geprägt von der 17-jährigen Militärdiktatur in Chile. Der Vater, ein Rechtsanwalt, der "seinen Mund nicht zugemacht hat", verlor die Arbeit, die einst gut situierte Familie zog sich auf ihre Finca auf dem Land zurück. "Wenigstens meine Stimme konnte man nicht verkaufen", ist der knappe Kommentar des 44-Jährigen dazu.
Marco spielte Gitarre, gewann mit 13 Jahren erste Wettbewerbe, nahm Gesangs- und Schauspielunterricht. Leben konnte er nicht von der Musik. Die Not der Zeit brachte ihn zu anderen Berufen: Lastwagenfahrer, Köhler, Gemüsehändler, Imker. Als Chef der Imkerei ist er mit seinen Bienenvölkern durch Chile gereist und hat gesungen und musiziert, wo immer er konnte.
Als er den Traum eines Musikerlebens schon fast aufgeben wollte, hat ihn seine deutsche Freundin Meggi ermutigt. Ein halbes Jahr hat sie ihn durch Chile begleitet. 1996 kam ihr gemeinsamer Sohn auf die Welt, und ab da pendelte de Lahuén von Chile nach Freiburg, bis er 2007 durch eine Gesetzesänderung hier bleiben durfte.